Maria beginnt, sich für meinen Blog zu interessieren. Und - war erstmal ordentlich enttäuscht: „Warum hast du da kein Foto von mir drauf?“, fragte sie. Für meine Sechsjährige gehört fotografiert werden zum Alltag. Anders als in meiner Kindheit, als mit einer Filmrolle drei oder vier verschiedene familiäre Höhepunkte festgehalten wurden, drücken wir heute am Smartphone fast täglich auf den Auslöser. Wir schicken Bilder vom Eisfleck an der Wange an Oma, Opa und die Abuela in Mexiko. Und dann sind ausgerechnet auf Mamas „berühmter Seite“ nur fremde Kinder!
Ich brauchte einen Moment, um ihre Enttäuschung zu verstehen. Denn ich hatte mich von Anfang an bewusst dagegen entschieden, Fotos von Maria in meinem Blog zu verwenden. Zum einen, um sie davor zu schützen, dass ihr in Teenagerjahren die dann vielleicht als peinlich empfunden Fotos auf der Pinnwand aufploppen oder sie sich auf irgendwelchen obskuren „Niedlich-Kinder-Seiten“ wiederfindet. Zum anderen, weil ich glaube, dass auch Kinder, wenn sie alt genug sind, selbst entscheiden sollen, welche Bilder sie von sich in die allen zugängliche digitale Ewigkeit einspeisen wollen. Dass Maria diese Entscheidung als Ablehnung empfinden könnte, war mir nicht in den Sinn gekommen.
Ich versuchte, ihr meine Motivation zu erklären. „Weißt du Schatz, vielleicht gefällt dir das Bild irgendwann nicht mehr. Und wenn es auf meiner Seite steht, kann es jeder sehen. Auch Leute, die wir nicht kennen.“ „Dann ist das in allen Handys und Computern?“ Irgendwie schon. „Wie viel sind das?“
Laut Internet Live Stats gibt es weltweit über 2,9 Milliarden Internetuser. Theroetisch könnten also über 2.900.000.000 Menschen Marias Foto sehen. Eine Zahl, die sich nicht greifen lässt. Maria beschloss dann auch pragmatisch: „Dann löschen wir's einfach, und es ist weg.“
In der analogen Welt wäre das Problem damit gelöst. In der digitalen sieht das anders aus. „Das ist ein bisschen wie zaubern. Als wenn ich dir ein Foto gebe und du daraus zwei machen kannst und eines an deine Freundin weitergibst. Und die findet es so schön, dass sie daraus drei macht und weitergibt. Wenn ich von dir das Bild zurückhaben will, kannst du mir nur deins wiedergeben. Die anderen gibt es weiter.“
Maria dachte kurz nach und meinte, man müsste eine Art Staubsauger erfinden, um alle Bilder zurückzuholen. Bis es soweit ist, wird es aber noch eine Weile dauern.
Deshalb wollen wir gemeinsam das Foto von Marias Puppe Anna auf die digitale Zauber-Reise schicken. Um die Reise nachzuvollziehen, wollen wir jeden, der Zeit und Lust hat, bitten, ein bisschen Magier zu spielen und das Bild nach Belieben zu verändern. Es kann natürlich auch weiter geteilt werden. Großartig wäre, wenn das verzauberte Foto auch an die Adresse puppen.mutti@aol.de geschickt werden könnte – damit wir sehen, was Anna so treibt. Sie ist übrigens einverstanden – die Puppenmutti hat sie gefragt!