Angst wird geschürt! Vor Digitalisierung, vor Menschen, vor Veränderungen. Schwarzmaler prophezeien die kommenden Jahre als düstere Wolken der Ungewissheit. Dieses diffuse Bombardement der Furcht bremst mitunter die Lust auf Zukunft.
Deshalb wollte ich unbedingt wieder einen optimistischen Blick nach vorn werfen. Mit Mann und Tochter, als Familienausflug. Am Sonntag gingen wir zur "Tincon".
"Tincon" ist die Abkürzung für Teenageinternetwork Convention und die erste Internet-Konferenz nur für Jugendliche, initiiert von den re:publica-Mitbegründern und Teenager-Eltern Tanja und Johnny Haeusler. Zwei Tage konnten sich 13- bis 21-Jährige auf dem Gelände der Berliner Festspiele ausprobieren. Als Redner, als Entwickler, als Konferenzteilnehmer, als Kreative, als Spieler, als digitale Jugendliche – ohne dem Urteil und den Ängsten der Erwachsenen ausgesetzt zu sein. Denn die waren explizit ausgeladen, durften nur als Hilfskräfte oder Talkgäste aufs Gelände.
Erst am dritten und letzten Tag wurde die Jugendkontrolle am Eingang aufgehoben und wir konnten dabei sein. So lernte meine Achtjährige das Robotermädchen Maria vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) kennen. Das Team vom DLR_School_Lab hatte drei dieser Maschinen mitgebracht, damit die Jugendlichen und Kinder sie steuerten.
Maria war von Anbeginn von der orangefarbenen Maria fasziniert. Sie konnte sie ihr Bewegungsbefehle geben und mit der Tastatur Worte in den Mund legen. „Wie geht es dir Katja“, fragte mich das Robotermädchen.
Mir ging es großartig. Ich hatte im Panel von Duygu Gezen verstanden, dass es bei dem angesagten Instant-Messaging-Dienst Snapchat eigentlich nichts zu verstehen gibt, was ich bis dahin dachte. Sondern, dass es wie in einem virtuellen Spiegelkabinet um Spaß geht, ein Spiel mit Filtern und Momenten.
Unser Mal-Roboter dreht sich dank Motor und Batterie von alleine.
Wir hatten zu dritt ein Familien-Selfie mit Rotlichkamera aufgenommen, im Hackerspace beim „Drawbot Workshop“ ganz analog einen Mal-Roboter gebastelt. Am Stand des Berliner Vereins "Vincentino" einen Blick in die Virtuelle Realität geworfen und die Möglichkeiten, die 360Grad-Kameras für die gemeinsame Arbeit von Lehrern und Schülern bieten können.
Statt den Teufel an die Wand zu malen, hatten wir mit den Katapulten von "The Constitute" Nachrichten als virtuelle Farbbomben an die Raumteiler geschossen. Und waren immer wieder zu Maria, dem Robotermädchen, zurückgekehrt.
Deshalb konnte ich auch nicht beobachten, wie Jugendliche die Vorträge über Hass im Netz oder Überwachung fanden. Denn auch die dunkle Seite des Internets kam auf der Konferenz zur Sprache.
Doch an diesem Tag wollte ich Maria vor allem beim Entdecken zuschauen.