Gleichberechtigung "Coden"

Momentan wird viel darüber diskutiert, ob Kinder schon in der Grundschule Programmieren lernen sollen. Ich bin dafür. Für mich wäre das Unterrichtsfach „Coden“ auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Gleichberechtigung. Denn wie die reale ist auch die digitale Welt von Männern dominiert. Spontan fallen mir nur zwei Frauennamen ein, die man in einem Atemzug mit Mark Zuckerberg, Jeff Bezos, Steve Jobs oder Bill Gates nennen kann: Sheryl Sandberg und Marissa Mayer. Das  ist nicht viel, aber historisch gesehen eine ganze Menge.

Als ich geboren wurde – und das ist noch gar nicht so lange her – da konnten Frauenkarrieren schon an der Küchenschwelle scheitern. Der Paragraph 1356 des Bürgerlichen Gesetzbuches schrieb fest: „Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.“ Erst 1977 wurde daraus „Beide Ehegatten sind berechtigt, erwerbstätig zu sein“. Im gleichen Jahr schickten in Amerika die Informatiker Vinton Gray Cerf und Bob Kahn in einem spektakulären Versuch erstmals Internet-Daten auf eine über 150 000 Kilometer lange Reise - ohne das ein Bit verloren ging.

Frauen, die auch in Führungspositionen arbeiten, Daten, die sekundenschnell um die Welt reisen – für meine Tochter Maria ist beides selbstverständlich. Seit sie denken kann, ist Angela Merkel „die Chefin von Deutschland“ und Skypen mit der Mexiko-Oma Teil unseres Familienlebens. Sie spielt mit Hingabe Mutter-Kind, Lehrerin, Pferdefrau oder Chefin. Seit Neustem auch manchmal Computer-Spiele-Macherin.

Das hat angefangen, nachdem ich ihr erzählte, dass ich im Internet einen Kurs mache, bei dem man Programme schreiben lernt – und am Ende auch eine Urkunde bekommt. Als Maria an einem Freitagabend nicht schlafen konnte, kam sie zu mir ins Wohnzimmer, auf der Couch kuscheln. Ich war gerade bei den Hausaufgaben für den Online-Kurs des Hasso-Plattner-Instituts. Maria sah mir zu, wie ich ein kleines Mal-Programm schrieb. Und weil es ausnahmsweise gleich auf Anhieb funktionierte, durfte sie auch damit zeichnen. Eine Art Mensch mit Hund.

Als wir am nächsten Tag zum Kindergeburtstag fuhren, nahm sie für den Weg ihr Plastikhandy mit und spielte Programmiererin. „Ich muss für ein Spiel Reiterinnen und Kleider machen. Ich brauche ganz viele, aber dafür habe ich einen Knopf, da muss ich nicht jede einzeln malen“, erklärte sie mir und tippte mit konzentriertem Gesicht auf dem Spielzeug herum.

Ich fand das großartig. Programmieren ist für sie nicht nur etwas für Jungs (oder für Nerds), sondern eben auch was für Mädchen. „Coden“ kann ihr ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem Computer zu gestalten und kreativ zu sein, die digitale Welt nicht nur als Konsumentin zu betreten - sondern auch als Macherin.