Durch Zufall las ich am Wochenende zwei unterschiedliche Print-Medien, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigten: Calliope, ein Mini-Computer, mit dem Grundschüler programmieren lernen können. In beiden Beiträgen kam Gesche Joost zu Wort, die Internetbeauftragte der Bundesregierung. Sie plädiert dafür, schon Drittklässlern die Grundlagen der Computersprache zu vermitteln. „Um ein typisches Verhalten bei elf- bis zwölfjährigen Mädchen auszutricksen“, wie sie im Tagesspiegel-Artikel sagt. Ab diesem Alter würden sie nämlich dazu neigen, mit Technik nichts am Hut haben zu wollen. Es ginge um gleiche Chancen für Mädchen und Jungen, ihre Zukunft mitzugestalten.
„Es wäre fatal, nur professionellen Programmierern die Werkzeuge und Kenntnisse zu überlassen, den Code der neuen Welt zu verstehen und zu prägen. Noch sind sie die Mönche des 21. Jahrhunderts. Sie lesen und schreiben und bestimmen, was Laien nicht verstehen, sondern nur konsumieren können“, schrieb die Wirtschaftswoche.
Und doch gab es einen eklatanten Unterschied: Die Illustration des Themas. Beim Foto des Tagesspiegels saß neben der Überschrift „Das programmierende Klassenzimmer“ ein einsamer Junge über seinen Laptop gebeugt. Von Mitschülern keine Spur. „Der Arme“, war mein erster Gedanke. In seinem weißen Pullover und seinem Hemd sah er aus, wie ein kleiner Erwachsener, der auf Erfolg getrimmt wird. Nichts, was ich meinem Kind wünschen würde.
Auch das Kind auf dem Titel der Wirtschaftswoche war allein, aber die Botschaft des Bildes eine andere. Ein Mädchen, das selbstbewusst und neugierig in die Kamera blickt, aufrecht, mit einem Buch in der Hand. Dazu der Satz: „Ich will das nächste Google bauen“. Ob das Mädchen das eines Tages schaffen wird, ist unwichtig. Aber es träumt groß und genau!
Das fand ich schön. Denn darum geht es mir: Meiner Tochter zu vermitteln, dass sie ihre Zukunft mitgestalten kann.