Der König auf dem Klo


Mein Kind ist gerade in der Lage die ersten Wörter zu schreiben, und ich zerbreche mir schon den Kopf, wie ich sie fürs Fotos posten sensibilisieren kann. Ich weiß aber aus meiner Erfahrung als Journalistin, welche Dynamik so ein im Internet losgelassenes Foto entwickeln kann. Damit ihr in ein paar Jahren nicht ein für sie dann vielleicht peinliches Kindheitsfoto auf der Pinnwand aufploppt oder der lustige Schnappschuss aus der Badewanne auf irgendeiner Schmuddelseite auftaucht, habe ich mich dafür entschieden, im Blog nur verfremdete Bilder meiner eigenen Tochter zu zeigen und hauptsächlich mit Symbolfotos zu arbeiten.

Dass Maria wie ihre Mama auf Jahre vorausdenkt, kann ich wirklich nicht erwarten. Außerdem glaube ich das Du-könntest-dir-deine-Zukunft-verbauen-Argument ist für Kinder viel zu abstrakt. Ich will sie aber auch nicht mit Geschichten ermordeter Teenager oder gemobbter Mädchen horrorisieren. Deshalb schreibe ich an einem Märchen. Es soll „Der König auf dem Klo“ heißen. Die Idee dazu hatte ich, als ein Instagram-Foto von Emily Sheffield um die Welt ging.

Das Bild ist eigentlich total harmlos: im Vordergrund lächelt eine junge Braut kurz vor der Trauung. Im Hintergrund sieht man einen barfüßigen Mann entspannt beim Nickerchen im Bett. Gedacht war das Bild als nette Momentaufnahme für die ACHT Instagram-Follower von Emily. Wahrscheinlich hatte sie den schlafenden Mann gar nicht wahrgenommen, sondern nur die glückliche Fast-Braut gesehen, als sie das Foto hochlud. Doch der Schläfer war ein bekannter Verwandter von Emily: Der britische Premierminister David Cameron. Der war gerade von einem G-20-Gipfel zurückgekehrt und hatte auch noch einen roten Koffer mit Geheimpapieren zu Syrien dabei. Der stand unglücklicherweise - von keinem Bodyguard bewacht - mit auf dem Bett. Innerhalb weniger Tage vertausendfachte sich das Foto im Internet und Cameron landete schließlich auch auf den Titelseiten der großen britischen Tageszeitungen: Als Staatschef, der mitten in der Krise die Füße hochlegt, Schadenfreude und hämische Kommentare inklusive.

Mein Märchen soll von einem König handeln, der wenn er nervös oder ängstlich ist, schlimm pupst (pupsen finden Kinder nämlich unheimlich lustig). Seine Untertanen dürfen das natürlich nicht wissen. Deshalb geht er immer heimlich pupsen. Dann wird er aber zufällig auf der Toilette gefilmt, als vorm Schloss ein Drache wütet, den man durchs Klofenster sieht. Am nächsten Tag reist der königliche Bote durchs Land und verkündet, dass der König den Drachen in seiner Höhle getötet hat, noch bevor dieser das Land erreichen konnte. Doch dann landete der Pups-Film im Internet, sein Volk fühlt sich verraten und zettelt einen Aufstand an. Wie es ausgeht, weiß ich noch nicht. Aber ich arbeite an einem Happy End.