Schick der Zahnfee doch eine Mail


Es war klar, wenn erst mal ein Smartphone in meine Handtasche einzieht, würde Maria über kurz oder lang mit Computerspielen anfangen. War sie dafür mit ihren sechs Jahren nicht noch viel zu jung? Bisher hatte sie eine sehr analoge Kindheit. Wir lasen jeden Abend Geschichten im Bett vor, hatten eine randvolle Verkleidekiste, spielten gemeinsam Brettspiele, gingen viel ins Kindertheater, zum Ponyreiten und auf den Spielplatz sowieso. Wenn ich mal ans Handy ging oder eine SMS schrieb, entschuldigte ich mich kurz bei ihr und danach machten wir weiter, wo wir im Spiel aufgehört hatten. Meist rief kurz danach jemand ganz wichtig auf ihrem kleinen blinkenden Plastetelefon an. Aber noch wischte Maria dabei nie.

Natürlich gab es in unserem Freundeskreis auch einige Kinder, die schon auf Smartphones spielen durften und Maria beneidete sie glühend. Sie fand es auch großartig, wenn ihre Tante ihr Telefon eine Guten-Nacht-Geschichte erzählen ließ. Doch wir meinten bisher, dass es dafür noch zu früh sei. Anderseits kam sie jetzt auch bald in die Schule, und spätestens dort würde sie über kurz oder lang von Smartphones umzingelt sein.

Nach meiner analogen Verfahr-Arie erinnerte ich mich wieder an Barbie. Auch dank meiner Intuition mochte Maria ihre pummelige Baby-Puppe mehr, als diese lebensunfähige Hyper-Blondine. Da würde ich es doch wohl auch packen, meinem Kind einen gesunden Umgang mit der digitalen Spielwelt beizubringen. Denn wie präsent die neuen Medien auch schon für „analoge“ Kinder sind, wurde mir spätestens nach diesem Dialog klar. „Mama, ich wünsch mir ein Kuscheleinhorn. Rufst du die Zahnfee an und sagst ihr das.“ „Aber die Zahnfee hat doch kein Telefon, Schatz.“ „Dann schreib eine Mail.“

Ich schrieb ihr keine Mail. Aber ich ließ mich im Handyladen beraten.