Auf geht's in Welt der Apps

Foto:Fotolia

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Bisher fehlte mir nichts, wenn ich die Zeit zwischen Redaktions-PC und heimischen Laptop offline verbrachte. Mit dem Kauf eines Smartphones ist das für immer vorbei. Da das mobile Internet als zweite digitale Revolution gilt, müsste ich mich auch darin auskennen, wenn ich Maria die virtuelle Welt zeigen wollte. Deshalb habe ich es getan: Ich habe mir ein Wischhandy zugelegt. Beim Aktivieren musste ich mir noch Hilfe holen, aber dann hielt ich für (vermutlich sehr kurze Zeit) das neuste und innovativste aus dem Hause Apple in meinen Händen. Ein digitaler Einwanderer, jenseits der 35, auf dem Weg in die Welt der Apps. Auf geht’s.

Als erstes hab ich alles runtergeladen, was mich interessiert: Spiegel, tagesschau, Ted, Youtube, ein Bus-und-Bahn-App, das Wikipedia-App Wikepanion, den Musiktitel-Erkennungsdienst Shazam, einen Übersetzerdienst, meinen Arbeitgeber Kurier und El Pais. Würde ich mein Smartphone allerdings neben das einer 15-Jährigen halten, gäbe es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kaum Gemeinsamkeiten. Also appte ich mich in die Sphären der digitalen Eingeborenen und installierte alles mögliche, was junge Leute heute so haben können: Buzzfeed, Tumblr, reddit, WhatsApp, Instagram, Vimeo, Vine, Giffer und natürlich Facebook. Bisher hatten wir bei letzterem nur einen stiefmütterlich gepflegten Familienaccount.

Mein erstes Fazit ist gemischt:

WhatsApp ist ein gut frequentiertes App auf meinem neuen Spielzeug. Damit kann ich Nachrichten, Videos und Fotos verschicken, ohne dass sie auf der Telefonrechnung auftauchen würden. Denn gesendet wird per Internet.  Allerdings schreibe ich immer noch wesentlich mehr SMS - auch weil WhatsApp als nicht besonders sicher gilt. 

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Bei dem Nachrichtenportal reddit macht mir die schier endlose Masse an ungefilterten gleichaussehender Nichtigkeiten und Wichtigkeiten nach kurzer Zeit Augenkrebs und Brei im Kopf. Allerdings finde ich manchmal Bemerkenswertes oder Witziges unter den Rubriken AskReddit, wo Benutzer Fragen an alle stellen und Tausende zurückposten, oder unter AMA – Ask me anything. Sogar Barack Obama hat sich dort schon – ziemlich ungefiltert - Löcher in den Bauch fragen lassen. Einen netten Ansatz finde ich übrigens auch, dass es für Kommentare Karma-Punkte gibt. Wer viel und freundlich schreibt wird belohnt, wer pöbelt und negativ drauf ist bekommt Punkteabzug. Wer gar nichts postet und nur spioniert, so wie ich momentan, läuft vermutlich Gefahr, als Ameise wiedergeboren zu werden...

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Etwas übersichtlicher finde ich da schon das Nachrichtenportal Buzzfeed. Obwohl mir schleierhaft ist, warum sich die Welt täglich neu für die zehn lustigsten/dämlichsten/schrägsten Hunde-Katzen oder Vogelbilder interessieren sollte. Oder was so lustig ist an den 29 schlimmsten Halloween-Kostümen.  Aber oft gibt auch interessante Nachrichten. Und die schaffen es sogar bis zu mir vorzudringen, bevor sich mein Hirn wie Grützwurst anfühlt.

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Bei dem Kurzvideo-Portal Vine fühle ich mich manchmal wie ein Rammstein-Fan auf einem Justin-Bieber-Konzert: Menschen, die ich nicht kenne, stellen sechs-Sekunden-kurze Videos, die ich nur im Ausnahmefall lustig finde, ins Netz, und ich darf sie mir in einer Endlosschleife angucken. Nun ja, wer's schön findet. Meins ist das eher nicht.

Dem Animations-App Giffer kann ich da schon mehr abgewinnen. Aus mehreren Fotos wird ein Filmchen – zwar auch mit Endlosschleife, aber es erinnert irgendwie an das gute alte Daumenkino. Ich plane schon per Giffer mit Maria einen kleinen Trickfilm zu machen. Pädagogisch nicht unbedingt wertvoll, bestimmt lustig.

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Als wirkliche Bereicherung empfinde ich Vimeo. Ohne Ende preisverdächtige Kurzfilme, witzige Animationen und bewegende Kurz-Dokumentationen. Meine momentanen Favoriten sind die Mini-Doku „The Kinda Sutra“ wo Menschen verschiedener Generationen erzählen, was sie als Kinder übers Babymachen wussten. Und der Trickfilm „Ormie“, wo ein verzweifeltes Schwein versucht, an eine Dose Keks zu kommen. Vimeo ist eine digitale Welle, von der ich mich gern umspülen lasse.

Auch Instagram finde manchmal unterhaltsam – mit der App lassen sich Fotos bearbeiten und teilen. Dafür gibt es viele Filter-und Rahmen-Effekte. Ich mag am liebsten die Polaroid-Anmutung.  Bei Instagram kann man übrigens auch ganz vielen Promis ins Album gucken oder seinen Facebook-Freunden. Man kann's aber auch lassen.

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Apropos Facebook: Das ist bei Teenagern längst nicht mehr so hipp. Wohl auch, weil man dort virtuell schnell mal auf Mama, Papa oder die Lehrerin treffen kann. Was das für ein Tennie-Horror sein kann hat die Band „Back Of The Class“  in „My Mom's on Facebook“ besungen.  Angesagter ist inzwischen die Blog-Plattform Tumblr. Die ließ ich mir von meiner 18-jährigen Nichte zeigen. Man kann eigene Beiträge erstellen, Favoriten-Herzen verteilen, anderen Bloggern folgen oder chatten.  Meine Nichte erklärte es mir folgendermaßen: „Ist ein bisschen wie Facebook, man postet aber weniger privates Zeug, sondern mehr Zitate und allgemeine Gedanken, die alle lesen können“. Wunderbar, dachte ich. Vielleicht sind die digitalen Eingeborenen doch viel umsichtiger als wir Einwanderer oft meinen.